Boppard

Boppard liegt auf der
linken Rheinseite zwischen Rhens und St. Goar. Zwischen Spay und
Boppard breitet sich das eindrucksvolle Amphitheater des Bopparder Hamm
aus (Bild rechts). Der Begriff Hamm hat seinen Ursprung in hamo (=
Haken). Boppard geht auf eine keltische Siedlung namens Boudobriga
zurück, die sich ursprünglich an der Südseite des
Bopparder Hamm befand. Diese Siedlung erlebte ihre Blütezeit vom
1. bis 3. Jahrhundert nach Christus. Nach der Aufgabe des
rechtsrheinischen Limes, 355 n.Chr., legten die Römer ufernahe
Kastelle an. So entstand das römische Kastell Bodobrica auf
hochwasserfreiem Gebiet direkt am Rheinufer. Das römische Kastell
mit

seinen
Eck- und Mauertürmen ist eines der besterhaltenen in Deutschland,
es wurde Anfang des 5. Jahrhunderts aufgegeben. Weitere
Sehenswürdigkeiten in Boppard sind die Pfarrkirche St. Severus,
die Kurfürstliche Burg, die mittelalterlichen Stadttore und
Adelshöfe sowie die Karmeliterkirche. Oberhalb des Ortes liegt das
Kloster Marienberg mit seinen Klostergebäuden in barocker Pracht.
Sehenswert ist auch die Rheinpromenade, von der die Ausflugsdampfer zu
Rheinfahrten abfahren. An der Promenade begegnet einem dann auch der
"typisch rheinische" Tourismus, wenn z.B. gekühlte Getränke
vom Bopparder Hamm in 0.75l Flaschen in Souvenirläden angeboten
werden (Bild links)...
Zu den vielleicht schönsten Vergnügungen in Boppard - das
soll hier nicht unerwähnt bleiben - gehört ein Spaziergang
durch den Bopparder Hamm, von wo aus man einen herrlichen Blick auf die
Rheinschleife und die Stadt Boppard hat.
Der
Bopparder Hamm stellt einen 75 ha großen Prallhang
dar. Diese Südlage hat einen idealen Neigungswinkel zur Sonne und
ist sowohl von Westen als auch von Osten gut geschützt, was das
Kleinklima weiter begünstigt. Man kann den Bopparder Hamm als die
größte zusammenhängende Fläche hochklassiger Lagen
am
Mittelrhein bezeichnen. Unter den sieben Unterbezeichnungen des Hamm
sind die Lagen
Mandelstein,
Feuerlay,
Ohlenberg und
Engelstein
besonders bevorzugt, da
sie eine eindeutige Ausrichtung nach Süden besitzen,
geschützt auf einer optimalen Höhe über NN liegen und
zudem von der Nähe zum Fluß profitieren. Am
Bopparder Hamm sind nicht nur alle Voraussetzungen gegeben, um
hervorragende Weine zu erzeugen - hier findet sich auch die derzeit
höchste Dichte aufstrebender, dynamischer Winzer am Mittelrhein.
Das
schiefrige Verwitterungsgestein des Bopparder Hamm ähnelt dem
des Moseltales und ist tiefgründiger als auf anderen
linksrheinischen Lagen des Mittelrheins. Die Kombination aus Mesoklima
und Boden im Bopparder Hamm ist einzigartig am Mittelrhein und sicher
dafür verantwortlich, dass die Rieslinge aus dieser Lage sehr
typische Aromen aufweisen. Diese Aromen sind leicht festzustellen -
aber schwer zu beschreiben. Manche Autoren sprechen von "Duft
nach Minze", ich selber finde immer wieder sehr dominierende
Apfel-Aromen sowie ausgeprägte Noten strenger Gewürze in den
Rieslingen des Bopparder Hamm.
Weitere
Informationen zur Geologie des Bopparder Hamm finden Sie
hier.
1216
wird der Begriff "vesse" erwähnt, der 1593 "zu
feizersley" wird (
17).
Die Namensgebung
verrät, daß dieser Berg einst königliches
Fiskalland war (lat. fiscus). Die alte Schreibweise der Lage
war "Fesserlay". Der Untergrund dieses Weinberges besteht aus
leichtem Schieferverwitterungsboden, entstanden aus reinem
Kieselgallenschiefer. Der dunkle, sehr harte Kieselgallenschiefer ist
wegen seines
geringen Kalkgehaltes sehr verwitterungsanfällig [
18]. Der resultierende
Hauptbodentyp ist Lehmschutt über in 70 cm anstehendem Schieferfelsen
(Leitbodenform
3.2), hinzu kommen
allerdings Anteile von kalkhaltigem Lehmschutt über in 75 cm Tiefe
anstehendem Gestein (Leitbodenform
3.3).
Letzterer
Bodentyp prägt den Mandelstein, im Fässerlay finden sich
sozusagen erste Anklänge des Mandelstein-Bodens. Der
Fässerlay ist eine recht einheitliche Lage,
die nach Südosten ausgerichtet und nur durch die Eisenbahnlinie
und Bundesstraße vom Fluß getrennt ist. Von den
sich östlich im Hamm anschließenden Weinlagen Mandelstein
und Weingrube ist der Fässerley durch einen Bergeinschnitt
getrennt, durch den der Petersbach fließt. Der Hangfuß
ist 70-80 m vom Rhein entfernt, der Fässerlay liegt auf einer
Höhe
von 75 bis 200 m über NN. Die Steigung über den gesamten Berg
beträgt 40-50% - optimal für eine Südostlage. Die
Kombination aus Südostlage und eher saurem Boden erbringt im
Fässerley Weine, die sich von den anderen Lagen des Bopparder Hamm
deutlich unterscheiden und mit
den Attributen, rassig, fruchtig und elegant beschrieben werden
können. Das Foto
unten zeigt den Blick von der gegenüberliegenden Rheinseite auf
den Fässerley in Richtung Weingrube/Mandelstein.
Bereits
im 16. Jahrhundert ist der Name "in der weingruben" belegt, wobei
es sich um einen rebenbewachsenen Bergeinschnitt handelt. Die recht
uneinheitliche Lage Weingrube beginnt im vom Petersbach durchflossenen
Bergeinschnitt und zieht sich dann ab einer Höhe von ca. 160 m
über NN oberhalb der Lagen Mandelstein, Feuerlay und Ohlenberg
entlang. Entsprechend wechseln sich die geologischen Formationen ab:
Am Petersbach und oberhalb des Mandelsteins Kieselgallenschiefer, dann
oberhalb des Feuerlay
Hohenrhein-Schichten,
Laubach-Schichten, Singhofen-Schichten und holozäne
Bergsturzmassen. Oberhalb des Ohlenbergs finden sich in der Weingrube
wieder Singhofen-Schichten. Die reslutierenden Bodenverhältnisse
sind entsprechend komplex, flächenmäßig dominiert
jedoch Lehmschutt über in 70 cm anstehendem Schieferfelsen
(Leitbodenform
3.2), der häufigste
Weinbergsboden am Mittelrhein. Genau genommen müßte man die
Weingrube in viele Terroir-Einheiten unterteilen - als
Vereinfachung wird die Lage an dieser Stelle zweigeteilt betrachtet:
Der westliche, am Petersbach gelegene
*-**-Teil
und der oberhalb von
Mandelstein, Feuerlay und Ohlenberg gelegene
**-Teil. Der
westliche
Abschnitt der Weingrube ist nach Südwesten ausgerichtet und liegt
90-170 m über NN. Der Hangfuß ist 200 m vom Rhein entfernt,
die Steigung liegt durchschnittlich bei 35-50%. Durch den
Bergeinschnitt liegt die Weingrube hier nicht ganz so geschützt,
wie andere Lagen des Bopparder Hamm. Der Rest der Weingrube ist nach
Südwesten bis Süden ausgerichtet, liegt auf 160-210m
über NN und ist ca. 150-200m vom Rhein entfernt. Die
durchschnittliche Steigung liegt hier bei ca. 45%, wobei es
natürlich wesentlich steilere Abschnitte in der Lage gibt. Die
Weingrube ergibt rassige, fruchtige Rieslinge.
Der
Name läßt sich wohl auf den ursprünglichen Bewuchs des
Berges mit Föhren zurückführen (mittelhochdeutsch mandel
= Föhre) [
17].
Der Weinberg ist
Richtung Süden bzw. Süd-Südosten ausgerichtet. Oberhalb
des Mandelsteins befindet sich die Lage Weingrube, östlich
schließt sich der Feuerlay an. Das Bild unten zeigt den
Mandelstein sowie
die auffällige Einkerbung, nach welcher der Feuerlay beginnt.
Während der Boden des Mandelsteins aus Kieselgallenschiefer
entstanden ist, ist die Einkerbung auf einen Einschub von
Hohenrhein-Schichten
zurückzuführen, wobei es sich um eine Wechsellagerung von
Schiefer und Sandstein handelt. Der Boden des Mandelstein besteht zu
mehr als 2/3 aus kalkhaltigem Lehmschutt über in 75 cm Tiefe
anstehendem Schiefergestein (Leitbodenform
3.3).
Die Wasserspeicherfähigkeit dieses Bodens ist typisch für den
Mittelrhein,
hervorstechendes Merkmal ist jedoch der hohe Kalkgehalt, der die
Mandeslstein-Weine prägt. Der Mandelstein ist eine sehr
einheitliche Lage, die man als Terroir-Einheit beschreiben kann. Der
Weinberg liegt
auf 70-150m über NN, oberhalb von 150m schließt sich die
Weingrube an. Der Hangfuß ist nur 50-80m vom Rhein entfernt. Die
Lage weist stark wechselnde Steigungen auf, die zwischen 50-70% liegen.
Der Mandelstein bringt sehr fruchtbetonte Rieslinge hervor, in denen
die Würznoten nicht so deutlich hervortreten, wie in den Weinen
vom benachbarten Feuerlay.
Der
Name ist seit 1605 belegt. Westlich an den Feuerlay
schließt sich der Mandelstein an, östlich folgt
der Ohlenberg. Dieser zentral im Hamm gelegene Weinberg ist
vielleicht die beste Lage des Bopparder Hamm. Der Feuerlay ist
Richtung Süden bzw. Süd-Südwesten ausgerichtet. Dieser
Weinberg ist besonders im westlichen Abschnitt sehr feinerdereich und
entsprechend
wasserspeicherfähig, weshalb der Feuerlay besonders in trockenen
Jahrgängen wie 2001-2003 seine Stärken zeigt. Geologisch
gesehen zeichnet sich der Feuerlay durch eine Vielfalt sich
abwechselnder Schichtungen aus, die vielleicht in Kombination
mit der klimatisch günstigen Ausrichtung die Sonderstellung dieser
Lage erklären. Quer zum Hang die Lage durchschneidend wechseln
sich (von West nach Ost)
Hohenrhein-Schichten
(Oberems, s.o.),
Laubach-Schichten
(Oberems),
Singhofen-Schichten
(Unterems) und sehr
junge
Bergsturzmassen
(Pleistozän-Holozän) ab. Im Feuerlay
findet der Wechsel von den Oberems- zu den Unterems-Schichten im
Bopparder
Hamm statt, man bezeichnet diese geologische Formation als "Bopparder
Verwerfung". Kennzeichnend für die Hohenrhein- und die
Laubach-Schichten sind höhere Quarzit- und Kalkanteile, wobei der
Kalkanteil von den Hohenrhein- zu den Laubachschichten zunimmt. Diesem
Kalkanteil sagt man nach, dass er zur Fülle und Feinheit der
Weine, zu einer besonders reifen und dichten Aromatik beitrage
[18]. Die Bodenverhältnisse
im Feuerlay sind naturgemäß ebenso komplex wie die oben beschriebene
Geologie. In den
Hohenrhein-Schichten
dominiert der gleiche Bodentyp wie im Mandelstein
(Leitbodenform
3.3).
Im Bereich der
Laubach-Schichten
finden sich Lößablagerungen, die einen Schuttlößboden ergeben
(Leitbodenform
5.1).
Dieser
Boden ist
sehr tiefgründig, kalkhaltig, feinerdereich und besitzt eine sehr
hohe
Wasserspeicherfähigkeit - es handelt sich um den typischen
Feuerlay-Boden, der ihn ca. zur Hälfte der Fläche prägt.
Im Bereich der
Singhofen-Schichten
dominiert im unteren Hangbereich der Mandelstein-Boden (Leitbodenform
3.3).
Im oberen Teil findet sich vor allem Schuttlehm über in 75 cm
Tiefe anstehendem devonischem Quarzit, ein eher neutraler bis etwas
saurer Bodentyp. Im Bereich der neuzeitlichen
Bergsturzmassen
schließlich findet sich ein buntes Gemisch verschiedenster
Bodenarten, wobei im oberen Bereich saurere und weiter unten alkalische
Böden dominieren. Im Bereich der Bergstuzmassen sind
Terrassensedimente aus Kieslehm aus der Weingrube nach unten
transportiert worden (gestürzt). Auch den Feuerlay kann man als
topographisch sehr einheitliche Lage und damit als Terroir-Einheit
auffassen. Der Weinberg liegt auf 70-160m über NN, darüber
liegt die Weingrube. Der Hangfuß des Feuerlay ist nur 50m vom
wärmespeichernden Rhein entfernt. Auch diese Lage besitzt sehr
unterschiedliche Steigungen, die zwischen 35-60% liegen. Der Feuerlay
bringt kraftvolle, füllige Weine hervor, die neben komplexen
Fruchtspektren über ausgeprägte Aromen strenger Gewürze
verfügen. Hält man sich den Wechsel der geologischen
Schichten und der sehr unterschiedlichen Böden im Feuerlay vor
Augen, so stellt sich die Frage, ob die
Terroir-Spezifität der Feuerlay-Rieslinge vielleicht durch
Unterbezeichnungen wie "Bopparder Hamm Feuerlay Laubach" oder
"Bopparder Hamm Feuerlay
Hohenrhein" noch
prägnanter hervorgehoben werden könnte. Ein Vorbild
hierfür wären die Rieslinge der berühmten Mosel-Lage
"Winninger Uhlen"...
Der
Ohlenberg schließt sich östlich an den Feuerlay an und ist
nach Süden bzw. Süd-Südwesten ausgerichtet. Der Name
weist vermutlich auf einen Bergeinschnitt hin. Der Boden des Ohlenberg
entstand aus Singhofen-Schichten, jener bereits
oben erwähnten Wechsellagerung von Tonschiefer und quarzitischem
Sandstein. Die resultierenden Bodenverhältnisse sind ähnlich
komplex wie im Feuerlay. Vorwiegend in der Hangmitte findet sich der
dominierende Bodentyp, nämlich carbonathaltiger Schuttlehm
über in 75cm Tiefe anstehendem Quarzitgestein (Leitbodenform
1.1). Daneben finden sich im
westlichen Bereich des Weinbergs Anteile des Mandelstein-Bodens
(Leitbodenform
3.3). Im
östlichen Teil findet man den Feuerlay-typischen Schuttlößboden
(Leitbodenform
5.1).
Diese Bodenanalyse zeigt deutlich die Ähnlichkeit zwischen
Feuerlay und Ohlenberg. Wie bereits für den Mandelstein und den
Feuerlay
beschrieben, kann man den Ohlenberg als einheitliche Lage und damit als
Terroir-Einheit auffassen. Der Ohlenberg liegt auf 70-160m über
NN,
darüber beginnt die Weingrube. Die Steigung im Ohlenberg liegt bei
35-60%. Der Hangfuß des Ohlenberg schiebt sich etwa 100-130m an
den Rhein heran. Das Bild unten zeigt den Blick aus dem Ohlenberg
Richtung Osten. Die Ohlenberg-Rieslinge zeigen ausgeprägte
Fruchtnoten,
die von grünen Früchten bis hin zu sehr opulenten Aromen
tropischer
Früchte reichen können. Die Würze der
Ohlenberg-Rieslinge
ist nicht so ausgeprägt wie die der Kreszenzen vom Engelstein.
Der
Engelstein bildet den östlichen Abschluß des
Bopparder Hamm. Die Lage ist nach Süd-Südwesten
bis Süden ausgerichtet. Der Boden des Engelstein entstand
wie der Ohlenberg aus Singhofen-Schichten, leider liegen derzeit keine
Bodenkarten vor. Früher zog sich diese
Lage hinter dem Ort Spay weiter nach Norden und war damit wesentlich
ausgedehnter als heute. Der verbliebene Rest des Engelstein
läßt
sich als Terroir-Einheit auffassen. Der Weinberg ist etwa 180m vom
Fluß
entfernt und liegt auf 80-160m über NN. Die durchschnittliche
Steigung
in diesem sehr steilen Weinberg liegt bei 50-65%. Der Engelstein bringt
sehr markante, von intensiv würzigen Aromen geprägte Weine
hervor. Das Bild unten zeigt Neuanlagen des Weingutes Weingart im
Engelstein in einer Größe von insgesamt 1,1 ha. Die
hier in den Jahren 2002-2005 erfolgten Neuanpflanzungen verschiedener
Riesling-Klone sind eines der wenigen Beispiele für Neuanlagen am
Mittelrhein und insofern ein wichtiges Signal für die Region.
Weine
vom Bopparder Hamm