Leutesdorf

Weinlagen: Forstberg, Gartenlay, Rosenberg
                  seit 2006 als Gartenlay zusammengefaßt

http://www.leutesdorf-rhein.de


Leutesdorf liegt auf der rechten Rheinseite gegenüber von Andernach, zwischen Bad Hönningen und Neuwied. Blickt man von den Leutesdorfer Weinbergen Richtung Süden, so erkennt man deutlich die "Andernacher Pforte", durch die der Rhein aus dem Neuwieder Becken heraustritt. Leutesdorf kann flußabwärts betrachtet als die letzte große Riesling-Bastion des deutschen Weinbaus betrachtet werden. Der Ort feierte 1993 sein 1125jähriges Bestehen, seit dem 6. Jahrhundert wird hier Wein angebaut. Bei einem Besuch Leutesdorfs sollte man sich einen Spaziergang entlang der Rheinpromenade mitsamt Zolltor nicht entgehen lassen. Die Spuren der Rheinhochwässer sind an den Häusern der Uferpromenade (sowie natürlich an den Hochwassermarken am Zolltor) deutlich abzulesen. Sehenswert sind die alten Fachwerkhäuser am Rhein, die Reste der Stadtmauer sowie die Pfarrkirche St. Laurentius und die Kreuzkirche samt Krypta mit barockem Heiligem Grab.
Leutesdorf verfügte bis 2006 über drei Einzellagen, die sich in ihren natürlichen Voraussetzungen (Topographie, Boden) sowie in der Charakteristik ihrer Weine deutlich unterscheiden. Wie die genauere Analyse zeigt (s.u.), müßte man diese Lagen noch weiter unterteilen, um die natürlichen Terroir-Einheiten sinnvoll abzugrenzen und die Lagentypizität der Leutesdorfer Weine deutlicher herauszuarbeiten. Leider haben sich die Leutesdorfer Winzer auf den entgegengesetzten Weg begeben: Mit dem Jahrgang 2006 hat man die drei Einzellagen zum Gartenlay zusammengefaßt. Mit Qualitätsstreben hat diese Entscheidung meines Erachtens wenig zu tun. Während qualitätsbewußte Winzer und Weinfreunde sich zunehmend den aus abgegrenzten und ggf. klassifizierten Einzellagen stammenden Weinpersönlichkeiten zuwenden, gibt es in Leutesdorf offiziell nur noch einen "Ortswein". Einige Leutesdorfer Winzer verwenden inzwischen Fantasiebezeichnungen (z.B. Blauschiefer, Goldschiefer, Rosenschiefer im Weingut Selt, oder Steinbruch, Hinterm Haus bei Sturm), um weiterhin lagenspezifische Weine anbieten zu können.



Leutesdorfer Forstberg
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Der Forstberg schließt stromaufwärts an die Hammersteiner Weinlagen an. Sein Name geht auf einen ursprünglich bewaldeten Berg zurück. Im Forstberg findet sich ein Tonschieferverwitterungsboden mit Grauwacke und Lößeinlagerungen. In der Ebene und im auslaufenden Berg (in dem sich der schlechtere Teil der Lage befindet), dominieren tiefgründigere Böden. Frühere geologische Karten ([19]) wiesen den Schiefer der Leutesdorfer Lagen als Hunsrückschiefer aus, ein inzwischen revidierter Befund ([24]): In Leutesdorf finden sich die auch für das Ahrtal typischen Siegen-Schichten, wobei im Rosenberg und im Gartenlay Unter- und Mittelsiegen dominieren. Der Forstberg  wird von den Schichten des Obersiegen bestimmt und unterscheidet sich insofern geologisch von den anderen beiden Leutesdorfer Lagen. Die Obersiegen-Schichten bestehen aus Ton- und Siltstein mit Einschaltungen von Sandstein. Topographisch lässt sich der Forstberg in drei unterschiedliche Bereiche aufteilen, die drei separate, natürliche Terroir-Einheiten bilden: der nördliche
***-Teil bis zum Mühlbachtal, der Bereich des Mühlbach-Tales (*-**, siehe Bild oben) und der südliche Abschnitt bis zum Beginn des Gartenlay (*-**). In allen drei Abschnitten muss man zusätzlich die steilen von den ebenen Bereichen der Lage abgrenzen. Der nördliche Teil ist nur 60 m vom Rhein entfernt, ist fast vollständig steil (40-60%) und überwiegend nach Südwesten ausgerichtet. Der hier dominierende Boden ist Lehmschutt aus devonischer Grauwacke über in 75cm anstehendem Felsgestein (Leitbodenform 2.2). Im Bereich des Mühlbachtales ist der Forstberg ca 200m vom Rhein entfernt und nach SW-S-O ausgerichtet. Im oberen Teil steil, läuft der Forstberg hier weit in die Ebene aus. Der Boden besteht im oberen Hangbereich wieder aus Lehmschutt aus devonischer Grauwacke über in 75cm anstehendem Felsgestein (Leitbodenform 2.2). Im unteren Bereich findet man einen tiefgründigen, alkalischen Schuttlößboden mit sehr hoher Wasserspeicherfähigkeit, wie er sich auch im Bopparder Hamm Feuerlay findet (Leitbodenform 5.1). Durch den Taleinschnitt ist der Forstberg besonders in der Ebene kaltluftgefährdet, der mittlere Teil des Weinbergs ist hier klimatisch deutlich bevorzugt. Der südliche Abschnitt des Forstbergs ist ca. 300 m vom Rhein entfernt und besteht wiederum zum Teil aus einer steilen Südwestlage (50-60%), zum Teil aus flachen Bereichen von geringerer Qualität. Im Boden dominiert wieder der für den Forstberg typische Lehmschutt aus devonischer Grauwacke über in 75cm anstehendem Felsgestein (Leitbodenform 2.2). Zusammengefasst kann man den Forstberg in drei natürliche Terroir-Einheiten aufteilen. Die besten Bereiche des Forstbergs befinden sich im nördlichen Abschnitt direkt am Fluss sowie im steilen Bereich des südlichen Abschnitts. Wohl auch aufgrund seines Lößanteils ergibt der Forstberg die vollmundigsten, kraftvollsten Leutesdorfer Rieslinge, die auch als charakteristische, schwere Rieslingweine mit Bodengeschmack beschrieben werden. Im auslaufenden Hang erhält man noch breitere Weine, als in den steilen Abschnitten.



Leutesdorfer Gartenlay
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Der Gartenlay schließt sich südlich direkt an den Forstberg an und geht hinter der Kirche in den Rosenberg über. Der Name "Garten" kann hier die Bedeutung von "Gemüsegarten" besitzen oder eine "mit Buschwerk bestandene Einfriedung" bedeuten. Der Gartenlay besitzt Tonschieferverwitterungsboden, teilweise auch Grauwacke, wobei sich in der Ebene wieder tiefgründigere Böden finden. Wie oben bereits bemerkt, dominieren hier aus geologischer Sicht die Schichten des Unter- bis Mittelsiegen, die aus Ton- und Siltstein mit geringmächtigen Einschaltungen von Sandstein bestehen. Zudem findet sich im Gartenlay Bims aus den Ausbrüchen des Laacher See Vulkans. Der Bimsanteil in den Leutesdorfer Weinbergen nimmt vom Forstberg über Gartenlay zum Rosenberg zu, also in Richtung des Neuwieder Beckens. Topographisch kann man auch den Gartenlay in drei Abschnitte, drei natürliche Terroir-Einheiten, differenzieren: den nördlichen Abschnitt bis zum Beginn des Bergeinschnittes vor dem Langenbergskopf (
*-**, siehe Bild oben), den mittleren Abschnitt, der durch den Bergeinschnitt gebildet wird (**, siehe Bild unten mit der Marienburg im Vordergrund) und den südlichen Abschnitt an der Flanke des Langenbergskopfes (***). Der nördliche Abschnitt ist 300-400m vom Rhein entfernt, nach Südwesten bis Süden ausgerichtet, besitzt steile Abschnitte (45-60%), läuft aber auch in die Ebene hinein. Der hier dominierende Boden ist Lehmschutt aus devonischem Schiefer über in 70 cm Tiefe anstehendem Felsgestein (Leitbodenform 3.2). Der mittlere Abschnitt hält mit ca. 500m den größten Abstand zum wärmenden Fluß. Zum Ausgleich dafür ist dieser Teil des Gartenlay nach Süden ausgerichtet und durch den Berg sehr gut gegen Kaltluft geschützt. Dieser Abschnitt liegt mit 100-200m NN verhältnismäßig hoch und ist recht homogen steil (45-50%). Auch hier dominiert Lehmschutt aus devonischem Schiefer über in 70 cm Tiefe anstehendem Felsgestein (Leitbodenform 3.2). Der südliche Abschnitt des Gartenlay ist ca. 400m vom Rhein entfernt und wesentlich nach Südwesten ausgerichtet. Flache Bereiche finden sich hier nicht, die Steigung beträgt 50-60%. In diesem Teil des Gartenlay findet sich der typische Forstberg-Boden, nämlich Lehmschutt aus devonischer Grauwacke über in 75cm anstehendem Felsgestein (Leitbodenform 2.2). Zusammenfassend kann man den Gartenlay in drei verschiedene natürliche Terroir-Einheiten aufteilen, die bis auf den flachen Teil des nördlichen Abschnittes alle hohes bis höchstes Potential besitzen. Der Gartenlay bringt vollmundige Weine mit besonderer Würze hervor, die nicht so kraftvoll wie die Forstberg-Rieslinge, aber auch nicht so duftig wie die Rosenberg-Rieslinge sind.



Leutesdorfer Rosenberg
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Der Rosenberg schließt sich hinter der Kirche an den Gartenlay an. Für die Namensdeutung findet man mehrere Vorschläge: Ist es ein Ort, an dem Wildrosen wachsen, eine untergegangene Begräbnisstätte, oder ist der Name keltischen Ursprungs? Nimmt man keltische Ursprünge an, so kann man ross, roc, roq (=vorspringende Anhöhe) mit "leya" (=Schieferfels) verbinden und gelangt so zu einer möglichen Deutung. Der Rosenberg besteht überwiegend aus Tonschieferverwitterungsboden, hinzu kommen die oben bereits erwähnten Bimsablagerungen. Diese besondere Mischung ist sicher ein Anhaltspunkt zur Erklärung des besonderen Charakters der Rosenberg-Weine. Topographisch kann man den Rosenberg in zwei natürliche Terroir-Einheiten unterteilen: Den nördlichen Abschnitt vom Gartenlay bis zum Windhäuser Berg (
***, siehe Bild oben) und den südlichen Abschnitt um den Windhäuser Berg herum (***). Der nördliche Abschnitt ist 200-400m vom Rhein entfernt, nach Südwesten ausgerichtet und nahezu vollständig steil (45-70%). Im westlichen Teil dieses Bereiches dominiert der Forstberg-Boden, also Lehmschutt aus devonischer Grauwacke über in 75cm anstehendem Felsgestein (Leitbodenform 2.2). In der östlichen Hälfte dominiert Lehmschutt aus devonischem Schiefer über in 70 cm Tiefe anstehendem Felsgestein (Leitbodenform 3.2). Der südliche Abschnitt rückt bis 70-170m an den Fluß heran und ist nach Südwesten bis Süden ausgerichtet. Die Lage ist hier steil bis sehr steil (40-60%). Als Boden dominiert auch hier wieder Lehmschutt aus devonischem Schiefer über in 70 cm Tiefe anstehendem Felsgestein (Leitbodenform 3.2), der häufigste Bodentyp des Mittelrheins. Richtung Neuwied finden sich zunehmend flachgründige Bereiche, bis hin zu einem nur noch 50 cm tiefen Rigolhorizont. Zusammenfassend kann man feststellen, dass der Rosenberg die einheitlichste der drei Leutesdorfer Einzellagen ist, die man jedoch in zwei natürliche Terroir-Einheiten aufteilen kann, die beide über höchstes Potential verfügen. Der Rosenberg bringt die duftigsten Leutesdorfer Rieslinge hervor, die man mit den Attributen mittelschwer und feinnervig versehen kann. Ist es Einbildung, oder riechen die Rieslinge aus dieser Lage wirklich häufig nach Rosen? Fragt man die Winzer nach der besten der drei (ehemaligen) Leutesdorfer Lagen, so fällt jedenfalls am häufigsten der Name Rosenberg - letztlich ist es vielleicht auch eine Frage der persönlichen Vorlieben, denn die drei Lagen geben den Weinen einen jeweils sehr unterschiedlichen Charakter.



Leutesdorfer Winzer


Dieser Weinführer beschreibt die Weine von Ockenfels, Emmerich, Selt, Sturm, Josten&Klein und Hohn
 


 

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