Bacharach


Weinlagen: Hahn, Posten, Wolfshöhle, Insel Heylesen Werth, Mathias Weingarten, Kloster Fürstental.

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Bacharach liegt auf der linken Rheinseite zwischen Niederheimbach und Oberwesel. Man kann den Ort als das Zentrum des Weinbaus am Mittelrhein bezeichnen. Die über der Stadt thronende Burg Stahleck mit den dahinter in einem Seitental befindlichen berühmten Weinlagen bieten einen herrlichen Anblick. Bacharach bietet viele ausserordentlich schöne Gäßchen und pittoreske Fachwerkhäuser. Der Name Bacharach (Bacaraca) leitet sich von Bac (= Sumpf) ab. Seit langem ziehen es die Einwohner Bacharachs jedoch vor, den Ortsnamen auf Bacchi ara, Altar des Bacchus, zurückzuführen. Bacharach war bis ins 17. Jahrhundert ein bedeutendes Weinhandelszentrum. Die geographische Lage des Ortes war insofern bevorzugt, als es Schiffen zuvor nur bei Hochwasser möglich war, das Binger Loch zu passieren. Bacharach war die südlichste Stadt, die auf dem Rhein ganzjährig von Norden her zu erreichen war. Neben den Weinen des Mittelrheins wurden hier auch Weine aus dem Rheingau, Rheinhesssen, Pfalz, Baden und dem Elsaß gehandelt. Sie alle wurden unter der Bezeichnung "Bacharacher" weiterverkauft. Typisch für Bacharach sind die Türme der Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert, von der auch noch die Ringmauer sowie mehrere Tore erhalten sind.
Bacharachs Wahrzeichen ist die aus dem 13. Jahrhundert stammende, gotische Wernerkapelle (Bild links). Das Dach der Wernerkapelle wurde 1689 bei der Sprengung von Schloß Stahleck zerstört. Anlass zum Bau der Wernerkapelle war die Ermordung des Jungen namens Werner, den man ohne Grund der Oberweseler Judengemeinde anlastete. In der Folge kam es zu Pogromen in Oberwesel, Boppard und Bacharach.
Bei einem Besuch in Bacharach sollte man es nicht versäumen, das inzwischen berühmte Riesling-Eis in der örtlichen, italienischen Eisdiele zu probieren. Die Grundlage für diese Kreation bilden Riesling-Spätlesen vom Weingut Toni Jost.
 


Bacharacher Posten */***
   
Wenn man sich Bacharach auf dem Rhein von Süden her nähert, erkennt man den Bacharacher Posten hinter der Silhouette des Ortes. Der Name "zu posten" taucht 1408 erstmals auf. Posten ist hier im Sinne von "Hervorstehendes" gemeint und kann sich auf einen Felsvorsprung oder auf einen Wachposten beziehen - inmitten der Reben steht der Postenturm, ein Turm der ehemaligen Stadtbefestigung. Der Tonschieferverwitterungsboden des Bacharacher Posten ist aus reinem Hunsrückschiefer entstanden. Diese geologische Schicht besteht aus Ton- und Siltstein mit nur geringmächtigen Einschaltungen von Sandstein. Betrachtet man sowohl die Topographie als auch die Bodenverhältnisse innerhalb der Lage Posten, so kann man leicht zwei untschiedliche natürliche Terroir-Einheiten unterscheiden: der südliche, der Burg Stahleck gegenüberligende Teil (siehe Bild oben) und der nördliche, nach Osten ausgerichtete Teil. Der südliche (bessere: ***) Teil ist 200-500m vom Rhein entfernt, nach Südsüdosten ausgerichtet und durchgängig steil (50-60% über den gesamten Hang). Sein Boden besteht überwiegend aus Lehmschutt über in 70 cm anstehendem Schieferfelsen (Leitbodenform 3.2). Im nördlichen Abschnitt ist der Posten nach Osten ausgerichtet, schiebt sich bis 200-350m an den Fluß heran, liegt mit 180-220m über NN recht hoch und besitzt nur geringe Steigung (Klassifikation: *). Der Boden besteht hier aus tiefgründigem, feinerdereichem Lößlehm (Leitbodenform 7.1). Es ist sehr bedauerlich, dass zwei so unterschiedliche Terroir-Einheiten unter dem Namen einer Lage geführt werden! Der Hunsrückschiefer in den besseren Abschnitten des Bacharacher Posten bringt besonders elegante Rieslinge mit feiner Rasse, Mineralität und Frucht hervor. Halbtrockene Riesling-Spätlesen aus dem Bacharacher Posten gehören zu den ganz großen Kreszenzen des Anbaugebietes.  



Bacharacher Wolfshöhle */***

Die Wolfshöhle schließt sich  westlich an den Posten an. Der Weinberg hat keinen (Blick)kontakt zum Rhein, sondern befindet sich im Steeger Seitental, durch das der Münz-Bach fließt. Der im Jahre 1335 erstmals erwähnte Name "Wolfeshelden" deutet auf einen Berghang hin, der einst einem Mann namens Wolf gehörte. In der Wolfshöhle gedeiht der Riesling auf mittelschwerem Tonschieferverwitterungsboden (Hunsrückschiefer wie in der Lage Posten). Analog zum Posten läßt sich auch die Wolfshöhle in zwei unterschiedliche natürliche Terroir-Einheiten aufteilen, die sich in Topographie und Boden unterscheiden: den südlichen, westlich an den Posten angrenzenden Teil (siehe Bild oben) und das oberhalb des nördlichen Posten-Abschnittes auf dem Voigtsberg gelegene, nach Osten ausgerichtete Teilstück. Hier findet sich überwiegend ein schwererer Boden aus Kolluvialschuttlehm über dem in 75cm Tiefe beginnenden Schiefergestein (Leitboden 6.1). Dieser Teil der Wolfshöhle ist 280-380m vom Rhein entfernt, mit 215-240m NN relativ hoch gelegen und flach (Klassifikation: *). Kein Vergleich zu den Bedingungen im südlichen Teil der Wolfshöhle: Hier ist der Weinberg 470-1200m vom Rhein entfernt, nach Südosten ausgerichtet und durchgehend steil (um 50% über den gesamten Berg; Klassifikation: ***). Durch einen kleinen Bach, die Mönchsrinne, wird die Wolfshöhle vom angrenzenden Steeger St. Jost getrennt. Der Boden in diesem Teil der Wolfshöhle besteht wie im größten Teil des Posten überwiegend aus Lehmschutt über in 70 cm anstehendem Schieferfelsen (Leitbodenform 3.2). Die besseren Abschnitte der Wolfshöhle bringen ausgeprägt fruchtige, herzhafte und rassige Rieslinge hervor. In den schwereren Böden auf der Höhe des Voigtsberges gedeihen hingegen die Burgunder-Reben besser als der Riesling.
 


Bacharacher Insel Heyles'en Werth *

 
Die Insel ist sicherlich ein Kuriosum am Mittelrhein. Benannt ist sie nach Hans Heylesen, dem der Besitz 1593 vom Pfalzgrafen bestätigt wurde. Hier gedeiht der Wein auf mittelschwerem, sandigem Lößlehm- und Schlickboden. Die Insel befindet sich seit 1797 im Besitz der Familie Bastian. Die Insel, die regelmäßig überflutet wird, ist nur mit einem Ruderboot zu erreichen, was den Weinbau hier zu einer echten Herausforderung macht. Das Eiland ist 150m breit, 680m lang, vollkommen flach und befindet sich 80m über NN. Die Weine von der Insel sind eher untypisch für den Mittelrhein und lassen sich als fruchtig, körperreich und vollmundig beschreiben.



Bacharacher Hahn *-**/***


Der Hahn liegt nördlich des Ortes Bacharach und zieht sich vom Rhein her entlang des Leimbaches in ein Seitental hinein. Westlich schließt sich die Einzellage Mathias Weingarten an. Der aus dem 14. Jahrhundert stammende Name "hayn" bezeichnete Grundstücke, die mit einer lebenden Hecke (Hainbuchen) eingefriedet waren. 4.3 ha des ingesamt 5 ha grossen Bacharacher Hahn befinden sich im Besitz des Weinguts Toni Jost. Die Lage läßt sich aufgrund ihrer Topographie in zwei natürliche Terroir-Einheiten untergliedern: den östlichen, am Rhein befindlichen Teil (***) und den weiter im Leimbachtal liegenden Teil, der mit einer Drehung des Weinberges nach Südwesten beginnt (*-**). Letzterer Teil ist topographisch sehr heterogen und umfasst nach Südwesten, Süden und Südosten ausgerichtete Bereiche, bis er schließlich in die Lage Mathias Weingarten übergeht. Dieser Bereich ist 400m und mehr vom Rhein entfernt, liegt 140-220m über NN und besitzt durchgängig um die 50% Steigung. Man findet hier zwei verschiedene Bodenarten: in der östlichen Hälfte findet man den gleichen Boden wie in den besten Teilen des Hahn, im westlichen Abschnitt findet man schwere, tiefgründige Lößlehmböden (Leitbodenform 7.1). Peter Jost hat begonnen, in den höher gelegenen, weiter im Leimbachtal liegenden Bereichen des Hahn neue Flächen mit Riesling zu bestocken. Ziel ist es, unter den Bedingungen eines sich wandelnden Klimas auch in Zukunft noch klassische Kabinettweine vom Riesling anbieten zu können.
Spricht man vom "Hahn", so meint man in der Regel den anderen (größeren) Teil dieser Spitzenlage (siehe Bild oben). Dieser Teil schiebt sich bis 100m an den wärmespeichernden Fluß heran, liegt zwischen 80 und 180m über NN und dreht sich von Südsüdost bis Südost. Die Lage ist auch hier durchgängig steil - mit einer Neigung von 55-65%. Durch den Bergrücken ist der Hahn sehr gut gegen Nordwinde geschützt. Der klassische Boden des Hahn läßt sich als leichter, gesteinsreicher  Tonschieferverwitterungsboden bezeichnen und besteht aus hartem, schwerverwitterndem Hunsrückschiefer, der mit Grauwacken und Quarziten durchsetzt ist. Hinzu kommt ein Anteil von kalkfreiem, schwach tonigem Lehm. Bereits in 75cm Tiefe steht das felsige Grundgestein an (Leitbodenform 3.6). Insbesondere in den Steillagen kann dieser steinige Boden die Feuchtigkeit nur schwer halten. Der Bacharacher Hahn bringt besonders filigrane, elegante Rieslinge mit ausgeprägter (Pfirsich)frucht hervor.



Bacharacher Winzer


Lesen Sier hier mehr über die Weingüter Hans-Jürgen Jost, Toni Jost, Bastian, Dr. Kauer und Karl Heidrich.

 


 

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