| Obernhof
Weinlage: Goetheberg
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Obernhof
liegt an der unteren Lahn, flußaufwärts
gesehen hinter Nassau. Hier und in Weinähr liegen die letzten
Rebflächen des Lahntals. Wer nach dem Besuch des vom
Verkehrslärm doch sehr gebeutelten Rheintals Ruhe und Erholung
inmitten der Natur sucht, ist hier genau richtig. Der Ort zählt
ca. 500 Einwohner und verfügt über eine Reihe sehr
gemütlicher Weinstuben, in denen in der Regel selbsterzeugter
Lahnwein ausgeschenkt wird. Der Name des 1266 erstmals erwähnten
Ortes geht auf einen, schon vor dem Kloster Arnstein vorhandenen,
"Oberen Hof" zurück, dem ein flussabwärts gelegener Unterhof
entsprach. Neben den schönen Fachwerkhäusern und der kleinen
Barockkirche lohnen das über 800jährige Kloster Arnstein
(siehe Bild unten) sowie die über 750jährige Wasserburg
Schloß Langenau einen Besuch. Das Kloster Arnstein wurde 1139
gestiftet, die damalige Burg Arnstein in ein Prämonstratenserstift
umgewandelt. Auch heute noch leben Ordensleute im Kloster, gleichzeitig
dient die Anlage als Jugendbegegnungsstätte. Die Wasserburg
Langenau diente den Herren von Marioth, den Bahnbrechern der
Hüttenbetriebe an der Unterlahn, von 1696-1847 als Wohnsitz. 1698
wurde der Hauptturm errichtet und die Burg schlossartig umgebaut. Heute
befinden sich hier ein Restaurant und eines der acht Weingüter der
Lahn. Bei einem Besuch in Obernhof sollte man auch zum Goethepunkt
wandern (Goethes
Lahnreise 1772), von dem aus man einen
besonders
schönen Ausblick in Westerwald und Taunus sowie auf die
Lahnschleifen hat.
Weinbau
an der Lahn Das
Lahntal gehört seit 1971 zum Weinanbaugebiet Mittelrhein. Seit
dem 12. Jahrhundert wird an der Lahn Wein angebaut. Es war
dies
die Zeit, in der der Weinbau von der Ebene des Rheintals auf die
Mittelhänge der Steilhänge sowie die nach Süden
ausgerichteten Hänge
der Seitentäler ausgedehnt wurde. Die Blütezeit des
Lahnweinbaus
war Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts. Von den damals 100
Hektar
Rebfläche, die sich bis nach Marburg erstreckten, sind heute noch
7 Hektar übriggeblieben, die von acht Winzern bewirtschaftet
werden.
Weinlagen gibt es nur noch zwei: den Obernhofer Goetheberg und den
Weinährer
Giebelhöll. Im Dausenauer Hasenberg fand im Jahre 1990 die letzte
Weinlese statt, im Nassauer Schloßberg wurde der Weinbau in den
1980'er Jahren aufgegeben. Das Hauptanbaugebiet lag ursprünglich
bei Diez und Runkel, wo die Fürstl. Wiedische Kellerei bis in die
Jahre
nach 1950 den "Runkeler Roten" erzeugte. Der Limburger Wein hingegen
besaß
bereits im Mittelalter als "Ratzmann" einen abschreckenden Ruf, "da er
so schmackend als saft von holzeppeln" sei (Limburger Chronik, [17]). In den 1880'er Jahren
erlebte der
Lahnweinbau einen letzten Aufschwung, als sich Winzer von der Mosel
hier niederließen und Rebflächen in Obernhof und
Weinähr
erwarben. Damals wuchsen an den Hängen des Lahntals
Spätburgunder
und Elbling - die Mosel-Winzer pflanzten Riesling und
Müller-Thurgau.
Heute dominiert der Riesling an der Lahn, aber auch der
Spätburgunder,
der im Mittelalter dominierte, wird seit der Flurbereinigung von 1982
bis
1985 wieder verstärkt angebaut. Die Winzer an der Lahn sind
allesamt
gleichzeitig Gastronomen und Weinerzeuger. Die Weine werden in der
eigenen
Weinstube zu bodenständigen, deftigen Speisen ausgeschenkt.
Obernhofer Goetheberg **-***
Die Obernhofer Weinberge wurden erstmals 1370 erwähnt, vermutlich
begannen die Mönche des Klosters Arnstein jedoch bereits
wesentlich früher mit der Anlage der Wingerte. Der
Überlieferung nach bezogen die Mönche Setzreben aus dem
Burgund - wie oben bereits erwähnt war das Lahntal
jahrhundertelang für seinen Rotwein bekannt. Die
ursprünglichen Lagenbezeichnungen "Schreiberlay", "Esterweg" und
"Richterpfad" wurden 1971 zusammengefasst und mit der neuen Bezeichnung
Goetheberg belegt, die bereits in den 1920'er Jahren auf Weinetiketten
erschien. Der Boden des ca. 6 Hektar großen Weinberges entstand aus
Schiefer der Singhofen-Schichten, einer
Wechsellagerung von Ton-, Silt- und quarzitigem Sandstein mit
Einlagerungen von saurem Tuffit (Porphyroide). Eine vergleichbare
Geologie
findet sich auch in den Lagen Ohlenberg und Engelstein des Bopparder Hamm. Der Goetheberg
besteht heute
aus zwei Teilen: der größte Teil liegt östlich des
Weingutes Massengeil-Beck und ist über die Borngasse erreichbar,
der kleinere Teil liegt westlich oberhalb des Weingutes und ist
über die Straße "Neuer Weg" zu erreichen. Der
Boden des westlichen Teils besteht zu 3/4 aus devonischem
Grauwacke-Schutt mit einem sehr hohen Grobbodengehalt (Leitbodenform 2.1). Dieser Bodentyp gehört
zu den sauersten
Böden des Mittelrheins und besitzt gleichzeitig die geringste
Wasserspeicherfähigkeit, ist allerdings sehr tiefgründig.
Hier werden die Reben unter Streß gesetzt und dazu gezwungen,
tief zu wurzeln! Bodenverbesserungen sind hier essentiell und in
heißen Jahren ist Trockenstreß ein großes Problem.
Auch im
östlichen Teil des Goetheberges dominiert dieser Bodentyp, jedoch
findet sich hier im unteren, östlichen Drittel auch ein Bereich
mit devonischem Grauwacke-Lehmschutt, der eine deutlich höhere
Wasserspeicherfähigkeit und eine weniger saure Bodenreaktion
zeigt. Hier liegen vermutlich die besten Parzellen des Goethebergs! Man
kann den Goetheberg als eine natürliche Terroir-Einheit
auffassen. Der Weinberg ist nach Süden ausgerichtet, schiebt sich
bis 100m an den Fluß heran und liegt auf einer Höhe von
100-200m über NN. Über den gesamten Berg findet man eine
durchschnittliche Steigung von ca. 50-65%. Nach der Flurbereinigung in
den 1980'er Jahren verblieben einige Schieferterrassen der ehemaligen
Lage Schreiberlay, die dem Weinfreund bei einer Wanderung durch den
Goetheberg sofort ins Auge springen (siehe
Bild unten). Diese Terrassen lagen einige Zeit brach, werden inzwischen
aber
von einem engagierten Nebenerwerbswinzer wieder bewirtschaftet
(Weingut Schreiberlay im alten Winzerhaus). Der Obernhofer Goetheberg
kann aufgrund seiner Geologie, Topographie und Bodenverhätltnisse
als eine Weinlage mit hohem bis höchstem natürlichen
Potential bewertet werden (**-***). Die Rieslinge vom
Goetheberg sind saftig, mineralisch, schlank und
säurebetont, dabei riechen sie oft nach heimischen Früchten.
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