Das Klima des
Mittelrheintals -
optimale Voraussetzungen für den Weinbau
Das Klima,
genauer das
Makroklima, schafft
nicht nur die Voraussetzung dafür, dass Weinbau überhaupt
möglich
ist. Es ist einer der wesentlichen Einflußfaktoren auf das
Terroir eines Weinbaugebietes
und damit auf
den
Charakter der hier erzeugten Weine. Oberhalb einer Temperatur von
10-12°C setzt das Wachstum der Weinrebe ein und erreicht das
Optimum zwischen
25 und 30°C. Die Anzahl der Tage,

an denen
die
Tagesdurchschnittstemperatur oberhalb 10°C liegt, gibt sozusagen
einen Rahmen für die aktive Periode der Rebe vor. Klimatische
Extremsituationen, wie starke Trockenheit, hohe Feuchte oder hohe
Temperaturen haben großen Einfluß auf die Zusammensetzung
und damit die Aromatik der Traube. Das Klima wirkt
sich auf die gesamte Reifeentwicklung und damit auf z.B. Zuckergehalt,
Phenolgehalt und die Aromatik aus. Das Mittelrheintal nimmt eine
Zwischenstellung zwischen dem weitgehend
atlantischen nordwestdeutschen Klimaraum und dem weitgehend
kontinentalen oberrheinischen Klimaraum ein, wobei der kontinentale
Einschlag mit
warmen bis heißen Sommern deutlich überwiegt. Mit 40 bis
48 Tagen im Jahr, an denen die Temperatur die 25°C Grenze erreicht
oder überschreitet, gehört der Mittelrhein zu den
wärmsten
Landstrichen Deutschlands. Das oben gesagte beantwortet auch schon die
immer wieder (rhetorisch) gestellte Frage, warum so weit nördlich
Weinbau überhaupt möglich sei: Die
Jahresdurchschnittstemperatur
liegt deutlich (1-2°C) über denen der feucht-kühlen,
benachbarten
Mittelgebirge, also von Hunsrück, Taunus, Westerwald und Eifel.
Foto:
DWI
Burgundisches Klima am Mittelrhein
Die folgende
Grafik zeigt einen sehr aufschlußreichen Vergleich zwischen den
Temperaturverläufen der Stationen Koblenz-Horchheim und Dijon
(Daten aus:
http://www.klimadiagramme.de).
Es ist schon bemerkenswert, wie gut die Daten aus Koblenz mit denen
aus dem rund 350 km weiter südlich gelegenen Dijon
übereinstimmen!
Klimadaten
Für den
Mittelrhein nimmt man im Allgemeinen folgende klimatische Daten
an:
durchschnittlicher
Niederschlag: 550-600 mm
Sonnenscheindauer:
1500 Stunden
mittlere
Jahrestemperatur:
9,3 °C
Die Grafik unten zeigt die im Mittel zwischen 1971 und 2000
gemessenen
Temperatur- und Niederschlagswerte, wieder an der Station
Koblenz-Horchheim:
Die Niederschlagsverteilung zeigt deutlich, daß Mai-August die
regenreichsten Monate am Mittelrhein sind. Der Sommerregen ist
besonders wertvoll, da das Wasser in den sehr durchlässigen
Schieferböden des Mittelrheins schnell verschwindet und somit
besonders in heißen Jahren (2003!) die Gefahr von Trockenstress
für die Rebe groß ist. Nicht trockene, heiße Sommer,
sondern warme Sommer mit ausreichend Niederschlägen bringen am
Mittelrhein die großen Jahrgänge hervor.
Klimafaktoren
Eine
Reihe verschiedener Faktoren wirkt zusammen und bringt dieses milde
Klima hervor. Der Rhein dient selbstredend als Wärmespeicher. Die
große Wasserfläche des Stroms sorgt für
Temperaturausgleich
und bewirkt, daß ausgesprochene Frostlagen am Mittelrhein selten
sind. Wenn sich Tal, Weinberge und Rhein erwärmen, sorgt die
aufsteigende
Warmluft für eine Reduktion der Niederschläge um etwa 150-200
mm. In den höchsten Berglagen der nordwestlichen Eifel und des
Hunsrück
werden bis zu 1200 mm Niederschlag erreicht. In den Höhenlagen
sinkt die Jahresdurchschnittstemperatur auf etwa 5°C und die
Vegetationsperiode
verkürzt sich um 2 Monate. Weinbau ist unter diesen klimatischen
Bedingungen in den Höhengebieten, die an das Mittelrheintal direkt
angrenzen, absolut nicht möglich.
Schiefer als
Wärmespeicher
Neben dem Fluß gibt es am Mittelrhein natürlich einen
zweiten Wärmespreicher, der jedoch weniger das Makroklima, als
vielmehr das Mesoklima (Geländeklima) in den Weinbergen selbst
beeinflußt: Der Schiefer. Das dunkle, zum Teil schwarze Gestein
erwärmt sich
im Laufe des Tages und gibt die Wärme nachts an die Rebstöcke
wieder ab. Die Tallage bewirkt außerdem, daß kühle
Winde
über das Tal hiwegstreichen ohne das Flußklima zu
beeinflussen.
Dies bedeutet aber auch, dass Kaltluft durch die Seitentäler in
das
Flußtal einströmen kann. Je breiter ein Seitental ist, desto
kühler ist das Klima in dessen unteren Bereichen. Im Frühjahr
und Herbst gibt es am Mittelrhein häufig Hochdruckwetterlagen, die
einen gewissen Schutz vor Frostschäden bieten und durch die
Bildung
von Morgennebeln die Weinberge vor Kälte schützen. Die im
Herbst
im engen Rheintal herrschende hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt die
Entwicklung von Botrytis und fügt den natursüßen
Rieslingen
weitere, komplexe Aromen hinzu (exotische Früchte, Karamell und
Gewürze).
Solche Mittelrhein-Rieslinge zählen Weinfreunde zurecht zu den
deutschen
Weißweinen mit den komplexesten Duft- und Geschmacksspektren.